2013-05-29

Am Anfang das Ende

Den Rufer in der Wüste
ihn sehen, nicht hören
hören, aber nicht sehen.

Kann man beides auf einmal?
Sehen und hören oder hören und sehen!
Den Durchblick behalten, ihn haben.
Alles in der verordneten Ordnung.

Ja, das ist es
nein, das kann es nicht sein
doch gegen Glücksgefühl hilft kein Widerspruch.

Im Anfang wartet das Ende.
Am Ende lässt sich der Anfang nicht leugnen.
So oder anders ist das Leben.

Leben als gäbe es kein Morgen.
Das Morgen lebt auch ohne Leben.
Nur das Heute braucht das Leben
Märchen bis zum Ende.

2013-05-26

In die Kindheit

zurück in jene Träume, die aufs Großsein  verweisen
aus der Kindheit in die Pubertät
geschwollene Lippen, erigierte Pimmel.
Alles fremd und ungeheuerlich.
Voller Geheimnisse die Gegenwart.
Unaussprechliches braut sich zusammen.
Die Welt der Erwachsenen scheint undurchdringlich.

In ein paar Jahren schon ist Schule Vergangenheit
nun endlich kann Leben im Leben gelebt werden.
Die Träume sind grösser geworden.
Auch die Enttäuschungen.
Erwartungen werden enttarnt.
In den durchlebten Vergangenheiten
da war noch kein Sterben.

2008-12-14
2013-05-29

2013-05-25

Noch leben

Ja, ich weiss, der Puls ist es.
Viel zu hoch. Schon lange.
Man sagte es mir.
Ich fühle mich immer noch schuldig.

Vor sechs Monaten die neuen B-Blocker.
Ganz vorsichtig. Nur eine halbe.
Vielleicht dann einen halben Marathon?
"Sie wollen doch Ihr Herz nicht überfordern".

Es könnte sich entzünden, den Tod entzücken!
Die Nieren grinsen, die Leber arbeitet.
Der Magen hält still, auch die Galle.
Und überhaupt: Der Unterleib!

Zuweilen glüht der Kopf.
beim Flachbildfernsehen,
durch Filme, Serien, Telenovelas,
auf Reisen, am Schalter, durch Kellner.

In Telenovelas kann man sich echt hineinleben.
Man atmet mit, man regt sich auf.
Das wahre Leben bietet einfach zu wenig.
Figurenwechsel, Abschiedsszenen, Beisetzungen
auch Hochzeiten und Taufen können in Erregung versetzen,
bringen totale Wendungen in alte Geschichten.
Neue oder ähnliche Probleme, neue Gesichter,
neue Lieben und andere Handlungsplätze.

Draussen: Das Leben geht weiter.
Drinnen: Im Dunkeln leuchten die Weltuntergänge riesig.

2008-09-25
2013-05-25

"Ich bin meine Geschichte"

"Ich bin meine Geschichte" sagte Rüdiger Vogler
"Im Lauf der Zeit", ehe er das Licht löschte.
Welch eine Ausspruch mit Tiefgang.
Er bleibt im Raum, füllt ihn aus.

So eine Bemerkung wird inhaliert.
Vorsicht: Blähungen können unangenehm werden,
in voller Selbsterkenntnis zu Schmerzen führen.
Rechtzeitig die Luft anhalten. Der Atem steht.

"Du steckst noch in der Tinte" meint der Hauptdarsteller
zu seinem Hauptpartner während der Nebenpartner Zeichen gibt.
An nichts kann man sich halten, erst recht nicht festhalten.
Zu manchen Zeiten laufen Zeit und Tinte den Bach hinunter.

2008-10-04
2013-05-25

2013-05-16

Nur Zeit verloren

habe ich
mehr nicht.
Andere das Leben, einen Daumen.
Die Zeit ist eine andere
früher gab es so was nicht.
Früher war alles - bekanntlich -
besser.

Jetzt haben die Züge keine
Verspätung mehr, die Busse 
fahren pünktlich. Auch Flieger
werden nicht mehr vom Bahnhofsvorsteher
bestreikt. Niemand verliert noch Zeit.
Verlorene Zeit wird heute gutgeschrieben.
Sogar an die Sekunden wurde gedacht.
Der Gesetzgeber denkt an alles, sogar
an den Kleinen Mann. Hauptsache
der Grosse Mann wird nicht vergessen!

2008-12-11
2013-05-16

2013-05-12

Neue Wege

Vorgestern sagte mir eine Stimme, ich solle träumen.
Gestern sagte mir eine Stimme, ich solle mich neu erfinden.
Heute träume ich mich anders.
Ich lebe freiweg neu meine Vorstellung von morgen,
mehr als vierundzwanzig Stunden täglich.
Jede Stunde leben, jede Minute.

Die Stimme von gestern ist stumm geworden,
meine andere, die neue Stimme, ermuntert mich, sagt:
Ja, ich sei auf bestem Weg. 
Verführerisch!

Die Zeit vom Alter bis zum hohen Alter wird
ausgequetscht bis zum letzten Sehnsuchtstropfen.

Und wenn ich dereinst wirklich alt geworden bin,
wird eine andere Stimme Laut gebend
mir weitere Wege weisen?

Werde ich oder werde ich nicht folgen.
Werde ich den Faden erneut aufnehmen?
Welche Farbe wird er haben?
Werde ich die Sonne wiedererkennen?

Dem Ende entgegen leben.
Die Zukunft schon heute 
der Vergangenheit anlasten.
Letzte Stunden beinhalten Ewigkeiten.

Sollte ein Gott aus der Welt der Götter
Zeit haben oder Beschäftigung suchen,
darf er mich finden.

2002-12-31
2013-05-12

2013-05-10

Morgen um diese Zeit

Das sagt sich so leicht hin
"morgen um diese Zeit!"

Dann aber, morgen,
ist das Heute ausgebrochen.

Angebrochen ist das Heute
schüchtern und zurückhaltend.

Noch fordert das neue Heute
fast nichts, noch ist es schwarz.

Ein anderes Datum wird dem Heute
von eben bis jetzt brutal
rücksichtslos aufgezwungen.

Ja, es ist eine Hinrichtung
dies Wegwischen vom gestrigen Heute.
Es ist ein Auslöschen.

Niemand stellt Strafantrag.
Die Alten jammern: gestern,
ja, gestern war alles besser.
Sind sie alle vergesslich geworden ...?

2013-05-09

2013-05-09

Riesig das Haus

Nein, das ist kein Haus,
es ist ein Gebäude, ein wahrhaft Gewaltiges,
drinnen grösser als draussen.

Man darf gar nicht daran denken,
ja, geradezu erschreckend der Gedanke,
es abtragen zu müssen.
Armeen von Lastkraftwagen
werden den Schutt
in ferne Täler entsorgen.

Der Mensch schuf die Zukunft,
Gott erschuf die Welt, 
unter anderem den Menschen.
Gott war Gott, als er alles schaffte.
Den Menschen aber grollte er.
Er hatte sich das alles ganz anders vorgestellt,
Diese Entwicklung ging ihm gegen den Strich.
So kam es zu seinem Vernichtungsschlag.

Die Sintflut jedoch war so verheerend, dass Gott
ein menschliches Rühren überkam.
Nie wieder soll die Erde vom Wasser vernichtet werden,
zumindest wollte Gott an keine zweite Sintflut denken,
sie sollte einen Einmaligkeitscharakter bekommen.

Ozeanische Purzelbäume aus tiefsten Tiefen heraus:
Tsunamis wurden Ersatz! 

2013-05-08

2013-05-05

Wichtiger Termin

Er rückt näher, näher und näher.
Ich fühle mich schlechter, schlechter und schlechter.
Das Denken rundum im Endloskreis
vorm Einschlafen, nach dem Erwachen.
Es muss doch einen Weg zum Aussteigen geben.

Und wieder erwartungsgemäs schlecht geschlafen.
Auswege waren glatt, bergauf und bergab,
zu steil zum befreienden Einschlafen -
mit einem Wort: rutschig
dazu das Wissen: die nächste Nacht kommt bestimmt.

Brustwarzen in Erregung haben bisher ebensowenig geholfen
wie die Männlichkeit auf Kommando versagt.
Frauen kommen trotz ihrer tieferen Geheimnisse auch nicht weiter.
Dieser wichtige Termin lässt sich nicht wegsperren 
weder mit Worten noch durch Hypnose.

Der Termin rückt heran,
vor jeder Nacht fürchte ich mich,
Übermorgen ist es soweit,
ich sollte ausgeschlafen erscheinen.

Im Spiegel kann ich mir überraschend gute Zensuren geben, 
ich habe gut geschlafen, sehr gut sogar. Ohne Psychiater.
Die anstehenden Probleme sind zwar nicht gelöst,
doch ich bin nicht wirklich vom Sockel gehoben. 
Ich bin nicht mehr furchtsam.
Ich glaube ich wachse!
Ja, ich fürchte mich nicht mehr.

Vielleicht sollte ich die Nacht vor dem Termin
aus dem Kalender streichen.
Einfach so! 

2013-05-0


















2013-05-04

Gib Pfötchen

Sei ein braver Hund ...
Ja, die Katze ist ein Spielverderber
stimmt, auch der Kater!

Hund und Katze würden nie heiraten
sie mögen sich 
schon beim ersten Kennenlernen nicht.
Wenn doch, so ist's ein Irrtum der Natur.

Kein Pfötchen, kein Küsschen
so als hätten sie zu tief
in religiöse Frauenzeitschriften geschaut.

Menschen fürchten sich
überall überlagern Keime und anderes Getier
die Sauberkeit.

Auch Kinder küssen keine Türgriffe mehr
allgemeines Rumnuckeln war gestern
sogar eigene Daumen werden schon verschmäht.

Gleich nach Bezug des Hotelzimmers
werden hölzerne Sessellehnen
und Plastikteile im Do-it-yourself-Verfahren
bakterienabstossend behandelt.

Wer nach langer Fahrt dringend auf Klo muss,
schrubbt und reibt, spült und trocknet.
In Fünf-Sterne-Hotels stehen schon
gutsortierte Utensilienkästen mit Reinigungsmittel
zur Selbstbedienung neben der Toilette bereit.

Es ist schon lange her, dass am Ende des Ganges
das Stille Örtchen nach Zitrone und Sommerwiesen duftete.
Unvergessen die Ermahnung zur Sauberkeit der Gäste.
Es gab den Hinweis auf die beispielhafte Reinlichkeit der Katze.
Die Katze leckte motiviert 
rund um sich rum, auf dass der nächste Benutzer
das Örtchen blitzblank und wohnlich vorfand.

Nach all dem Schmutz und Dreck im Krieg
nach der Überwindung der Trümmer
kam die allgemeine Sauberkeit
die Selbstreinigung der Menschen.
Von den Amis lernten die Deutschen.
Die Ersten beginnen jetzt einander
nicht mehr wahllos die Hände zu schütteln.

Die Kinder werden nicht mehr dazu angehalten
das 'schöne Händchen' zu reichen.
"Gib Pfötchen" heisst es nur noch zum Hund,
das süsse Kätzchen krault man  
oder greift zur Begrüssung vorsichtig zum Schwanz.

2013-05-01  
   

2013-05-02

Er hat das Alter

Endlich, er hat das Alter
aber er ist noch lange nicht alt.
Genug gelebt? Schnell noch
einen Band Erinnerungen.
Die Welt wartet darauf.

Genug gelebt, Zeit für Veränderung
die Erben wollen endlich Erben 
die Krankenversicherung will nicht
zahlen sollen jetzt die Erben.

Jahr für Jahr Geburtstag feiern
ach, wie langweilig
er will Einladungen nicht mal auslosen.
Auf sich gestellt reisen?

Die Gelenke - gleich ob alt oder eingesetzt
Die Augen - gleich ob mit oder ohne Star
Die Prostata - peinliches Wirken in jeder Pissbude
Besser nichts weiter aufzählen - Magen, Darm usw.

Frau ist alt: nörgelt
Mann ist jung: vögelt.
Die ganze Welt ist quergestellt
und immer wieder diese Attentate!

2013-01-07
2013-05-02

Schnell, vielleicht ...

... entschlossen bin ich nicht
mir fehlen die Schlüssel.
Auf die großen Worte verzichte ich,
ich benutze andere!

Zwischen Apfel-, Atom- Eis- und Birnenbombe
Wertigkeiten setzen - beeindruckende grosse Worte finden?
Geht mich nichts an,
habe nicht studiert.

Kant meinte
Hegel bestimmte
Adam suchte
die Genauigkeit in jedweder Aussage.

Warum ausgerechnet ich, wieso soll ich
die empirische Wahrheit nicht nur finden,
sie kennzeichnen, bestimmen,
sie auch noch massenverständlich aufbereiten!

Ich bin weder Papst, noch bin ich Gott
bin Mensch
bin Adam und Eva

2002-09-12

2013-05-01

Dich im Gestern geliebt

Richtung Zukunft
Versuchsweise
Die Vergangenheit noch nicht abgeworfen
die Zukunft undenkbar
den Taschenlügen ausgeliefert.

So sehe ich und kann doch nichts
sehen, wenn die Zukunft so verblendet.
Das Gestern verschwimmt
mit und ohne die Gedanken an das Ich
von Gestern. So geht es nicht weiter.
Die Spurbreite stimmt. Dafür werden schon
Tickets verkauft.

Das Heute ist ganz nah, ist fassbar, ist hier.
Das Gestern war in Liebe getränkt,
von Kämpfen überzogen.

Morgen ist alles anders, ist neu.
Zeit zum Träumen ist ausverkauft
ringsum nichts als wiederaufgebaute Trümmer.

2013-01-21
2013-05-01